Ohne Mietendeckel die Mieten deckeln !

Karlsruhe kippt den Berliner Mietendeckel. Hier die Antwort von Berliner Mieten-Inis:

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Erklärung des Beirats des Initiativenforums Stadtpolitik Berlin zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Berliner Mietendeckel

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Mit der heutigen Entscheidung des 2. Senats des Bundesverfassungsgerichts haben die Richter*innen in Karlsruhe eine landesrechtliche Mietpreisbegrenzung in Berlin für unzulässig erklärt.

Sie verneinen insbesondere die landesrechtliche Zuständigkeit für die Regulierung der Mieten und erteilen damit dem Versuch eines zumindest zeitweiligen Stopps von Mieterhöhungen in Berlin eine Abfuhr. Für viele Mieterinnen und Mieter ist dies eine dramatische Nachricht, denn mit der Entscheidung werden die wohnungspolitischen Uhren wieder zurück zu regelmäßigen Mietsteigerungen, überhöhten Neuvertragsmieten und einer steigenden Verdrängungsgefahr gedreht.

Mit unseren stadt- und mietenpolitische Initiativen haben wir den Mietendeckel unterstützt, weil wir ihn als ernsthaften Versuch verstanden haben, unter den Bedingungen eines dysfunktionalen Immobilienmarktes den Nöten von Mieter*innen endlich Priorität einzuräumen.

Die Entscheidung aus Karlsruhe klärt zwar rechtliche Fragen, löst aber nicht das grundsätzliche Problem: die zu hohen Mieten bleiben bestehen. Mit der Entscheidung gegen den Mietendeckel wächst der wohnungspolitische Handlungsdruck in Berlin. Die Berliner Landesregierung ist deshalb jetzt aufgefordert:

  1. Schutz der Mieter:innen vor Nachzahlungsforderungen sichern         
    Mit einem Notfallfonds sollen Nachzahlungsforderungen der Vermieter an Haushalte mit normalen und geringen Einkommen übernommen werden, um Zwangsräumung und Schuldenfalle zu verhindern.
  2. Mietendeckel für die landeseigenen Wohnungsunternehmen jetzt gesetzlich verankern
    Die Koalition muss jetzt zeigen, dass ihr gemeinsamer Beschluss für den Mietendeckel (MietenWoG) ernst gemeint war: Die anstehende Novelle des Wohnraumversorgungsgesetzes (WoVG) bietet die kurzfristige Chance, das bisherige MietenWoG ins WoVG zu integrieren, damit sich wenigstens die landeseigenen Wohnungsunternehmen mit 330.000 Wohnungen künftig an den Mietendeckel halten müssen.
  3. Bundesweite Mietenstopp-Kampagne unterstützen
    Die Landesregierung soll sich für ein bundesweites Mietenstoppgesetz einsetzen, wie es schon die „Kampagne Mietenstopp!“ (mit DGB, Paritätischer Wohlfahrtsverband, DMB und vielen Initiativen) fordert.
  4. „Deutsche Wohnen & Co Enteignen“ umsetzen
    Das Volksbegehren muss nun nicht nur unterstützt, sondern in jedem Fall umgesetzt werden. Schon jetzt müssen Parteien, die gewählt werden wollen, erklären, wie sie die Vergesellschaftung der Wohnungen umsetzen.

Die Entscheidung in Karlsruhe zeigt erneut, wie schwer es ist, mit landesgesetzlichen Regeln für private Vermieter*innen bezahlbare Mieten durchzusetzen. Private Gewinninteressen und günstige Mieten schließen sich aus. Wenn aber rechtliche Maßnahmen nicht greifen dürfen, bleibt nur der Ausbau von öffentlichen Wohnungsbeständen, um den Mietenwahnsinn aufzuhalten. Für die Mieter*innen ist der nun einzige Rettungsanker und die nächstliegende Lösung die von der Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen! angestrebte Sozialisierung von großen Wohnungsunternehmen. Der Kampf geht weiter.

Aktivist:innen aus verschiedenen Mieter:innen-Initiativen und anderen stadtpolitischen Organisationen bilden den Beirat des IniForums. Der Beirat ist das inhaltlich entscheidende Gremium des IniForums. Seine Mitglieder diskutieren unter anderem, welchen Schwerpunkt kommende Hearings haben werden, und legen die Themen fest.

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Senat bricht Versprechen an Mieten-Inis

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Landeswohnungsunternehmen bremsen Senat aus
– Sozialer Wohungsbau und LWU-Umbau werden Wahlkampfthema

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Die AG Mietenvolksentscheid hat die heute erzielte Einigung des Senats mit den LWU zur neuen Kooperationsvereinbarung wie folgt bewertet:

Die LWU haben nach der heute von SenSW bekanntgegeben Einigung zur Kooperationsvereinbarung (KoopV) wichtige, im Sinne der Mieter*innen geplante Verbesserungen blockiert. Dies ist ein schlechtes Signal für den Berliner Wohnungsmarkt, insbesondere für den Sozialen Wohnungsbau (SWB).

Die vom Senat prognostizierte Kompensation des Abbaus durch Neubau von Sozialwohnungen hält den Fakten nicht stand:

  1. Das Versprechen im Koalitionsvertrag des Neubaus von 5.000 Sozialwohnungen (SZW) jährlich steht in krassem Kontrast zu den von SenSW selbst veröffentlichten Fakten: In 2018 wurden nur 1.036, in 2019 nur 1.940 und in 2020 nur 1.394 SZW p.a. neu gebaut. (s. Drucksache 18-26216).
  2. Nach Schätzungen des Senats sinkt der Altbestand bis 2028 um rund 33.000 Wohnungen auf 60.000, der Bestand der Wohnungen nach Belegungsbindungsgesetz schrumpft sogar auf null.

Dem von SenSW herausgegeben „Wohnraumbedarfsbericht 2019“ zufolge weist der Saldo Abbau/Neubau von SZW ein „Versorgungsdefizit leistbarer Wohnungen“ von 375.128 Wohnungen auf: 750.000 WBS-berechtigte Haushalte vs. 375.000 WBS-fähige Wohnungen. Der Berliner Niedergang der Sozialwohnungen ist nicht gestoppt, das Drama Sozialer Wohnungsbau setzt sich fort.

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Erreichte Fortschritte, gebrochene Versprechen

Die AG Gesetz des Mietenvolksentscheids hatte eine grundsätzliche Zusage der SenSW -Hausleitung zu folgenden Punkten erreicht:

– kräftige Erhöhung der Vergabequote an SZW auf 75% Neubau und 66% bei Wiedervermietung im Bestand

– qualitativ ausgebaute Beteiligung von Mieterräten, Mieterbeiräten und lokalen Häuserräten.

Die LWU inszenierten im Sommer letzten Jahren eine öffentliche Kampagne gegen diese Verbesserungen, nach der heutigen Einigung mit durchschlagendem Erfolg. Wir begrüßen die erreichte Ausweitung des Bestands an leistbaren Wohnungen um drei Prozentpunkte bei Wiedervermietung, halten sie aber für zu gering. Ein Fortschritt ist auch die Neu-Einführung von Wohnungsbindung für Haushalte mit sehr geringem Einkommen (100% der Bundeseinkommensgrenze) sowie die erstmalige Mietenbindung im freifinanzierten Segment für mittlere Einkommen.

Die bislang in der Koopv geltende Vergabequote im Neubau bleibt dagegen unverändert bei 50%. Zusätzlich wird im sog. 2. Förderweg eine Einkommensstufe von 240% (neben den bislang geltenden 180%) eingeführt, Das bedeutet, dass die LWU Neubauwohnungen für Vier-Personen-Haushalte mit einem Netto-Einkommen von 5.440 € reservieren. Wir halten dies angesichts des durchschnittlichen Nettoeinkommens[1] in Berlin von 1.742 € für eine Begünstigung privilegierter Haushalte. Zugleich wurde im freifinanzierten Neubau die Durchschnittsmiete um 10% auf 11 €/qm heraufgesetzt und abhängig vom Baupreisindex die jährlich zulässige Mieterhöhung von 2% nach oben geöffnet.

Die Einigung ist – trotz bestimmter Fortschritte – in Summe ein Schlag gegen die notwendige Offensive im Sozialen Wohnungsbau und eine Missachtung der Interessen von Mietenbewegungen. Das zeigt: Die LWU müssen durch den Gesellschafter stärker an die Kandare genommen werden. Die Themen Sozialer Wohnungsbau und fehlende Steuerung der LWU durch Politik und Verwaltung spitzen sich zu. Das wird auch der Wahlkampf zeigen.

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ViSP: Horst Arenz, AG Gesetz Mietenvolksentscheid (https://mietenvolksentscheidberlin.de/ )


[1] Median des „Nettoäquivalenzeinkommens“, AmtfStat Berlin-Brandenburg, 2019

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kuswo: Koalition lässt stadtpolitische Bewegung im Stich

Zitat Lisa Vollmer: „Unsere jahrelange Arbeit ist für die Tonne. Nach der Benennung von Volker Härtig als Vorstand der WVB ist das das nächste Signal, dass die Koalition offenbar kein Interesse an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der stadtpolitischen Bewegung und einer wirklich sozialen Mietenpolitik hat.“

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Im Streit um die Verbesserung der Kooperationsvereinbarung mit den Landeseigenen Wohnungsunternehmen werden Forderungen stadtpolitischer Initiativen weitgehend ignoriertNach langen und zähen Verhandlungen zwischen Senat und Landeseigenen Wohnungs-unternehmen (LWU) über die Novellierung der Kooperationsvereinbarung (KoopV) stehtnun fest, dass sich fast nichts ändert: Die Quoten für niedrigpreisigen Wohnraum werdenetwas angehoben. Das ist gut und notwendig. Die Quote 100% bezahlbarer Wohnraum wird aber verweigert. Warum sollen unsere Wohnungsunternehmen überhaupt hochpreisige Wohnungen vermieten?

Darüber hinaus: Seit mehreren Jahren fordern stadtpolitische Initiativen eine weitreichen-de Reform der LWU, um sie sozialer auszurichten und zu demokratisieren. Dabei geht es zum Beispiel darum, die Schlupflöcher für Mieterhöhungen durch Modernisierungen zustopfen oder die Mieter*innen-Mitbestimmung auszubauen, auch und gerade für selbst-organisierte Mieter*innen-Organisationen. Eine Demokratisierung der Unternehmen ist wichtig, um deren soziale Ausrichtung über Legislaturperioden hinweg zu garantieren und um die Identifikation der Mieter*innen mit ihren Nachbarschaften und Unternehmen zustärken.

Die LWU haben direkte Gespräche mit uns als Bündnis kommunal & selbstverwaltet Woh-nen zur Umsetzung dieser Forderungen abgebrochen. Wir haben uns deshalb an die Poli-tik gewandt und unsere Forderungen in vielen Formaten mit Vertreter*innen von Regie-rung und Abgeordnetenhaus diskutiert. Seitens Koalitionsfraktionen und Spitzen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung undder Senatsverwaltung für Finanzen wurde Unterstützung signalisiert. Zum Beispiel beimErsten stadtpolitischen Hearing des Initiativenforums Stadtpolitik Berlin am 5. Juni 2019,bei dem Iris Spranger (SPD), Gaby Gottwald (LINKE) und Katrin Schmidtberger (Grüne)breiten Konsens bekundet hatten. Zuletzt hatte der Finanzsenator in einem Treffen mituns zugesagt, sich für die Anerkennung von Formen der Selbstorganisation von Mieter*in-nen durch die LWU einzusetzen.

Von all diesen Versprechungen ist im Verhandlungsergebnis nichts übrig. Lisa Vollmer vom Bündnis kommunal & selbstverwaltet Wohnen: „Unsere jahrelange Arbeit ist für die Tonne. Nach der Benennung von Volker Härtig als Vorstand derWVB ist das das nächste Signal, dass die Koalition offenbar kein Interesse an einer vertrauensvollenZusammenarbeit mit der stadtpolitischen Bewegung und einer wirklich sozialen Mietenpolitik hat.“

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Die detaillierten KoopV-Forderungen der stadtpolitischen Initiativen finden sich hier:

Bündnis kommunal & selbstverwaltet Wohnen: https://kommunal-selbstverwaltet-wohnen.de/2019_ueberarbeitung_koopv_kuswo.pdf

Mietenvolksentscheid: https://mietenvolksentscheidberlin.de/ag-mve-die-lwu-an-die-kandare-nehmen/

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Zeichnende Initiativen:

Bündnis kommunal & selbstverwaltet Wohnen: https://kommunal-selbstverwaltet-wohnen.de/

AG Gesetz Mietenvolksentscheid: https://mietenvolksentscheidberlin.de/

bizim kiez: https://www.bizim-kiez.de/

kotti & co:https://kottiundco.net/

Mieterprotest Kosmosviertel: http://mieterprotest-kosmosviertel.de/, https://www.facebook.com/mieterprotest.kosmosviertel

stadt von unten: https://stadtvonunten.de/hauptseiten-svu/buendnis-stadt-von-unten/

Kontakt: info@kommunal-selbstverwaltet-wohnen.de, 0176 238 90677 (Lisa Vollmer)

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